Die Entstehung des Baikalsees
Die türkischen Völker, die in der Antike das Gebiet Südostsibiriens bewohnten, nannten das Gewässer „Bai Kul“, was so viel bedeutet wie „reicher (großer) See“. Wie alt der Baikalsee ist, wann seine Geschichte begann und wie er entstanden ist, darüber wird bis heute heftig diskutiert.
Die Seebeckenstruktur ist ein gewaltiger tektonischer Grabenbruch, der durch ein Erdbeben entstanden ist. Bereits im 18. Jahrhundert gab es die Annahme, dass sich an dieser Stelle einst ein Fluss befand – das heutige Angara –, in den alle jene zahlreichen Zuflüsse mündeten, die heute den See speisen. Wissenschaftler gingen lange Zeit davon aus, dass der Baikalsee etwa 25 bis 30 Millionen Jahre alt sei. Neuere Theorien jedoch legen nahe, dass der tiefste Bereich des Sees erst vor rund hunderttausend Jahren entstanden sein könnte, während die heutige Uferlandschaft noch deutlich jünger ist.
Eine farbenfrohere Erklärung für die Entstehung des Baikalsees liefern die Einheimischen, die eine alte Legende von Generation zu Generation weitergeben – eine Erzählung, die überraschenderweise mit der wissenschaftlichen Theorie übereinstimmt. Der Legende nach öffnete sich eines Tages die Erde, und aus der gewaltigen Spalte brach ein Feuerstrom hervor, der Dörfer und Taiga verschlang. Die Bewohner flohen in Panik in alle Richtungen und flehten die Götter an, die Katastrophe aufzuhalten. Ob die Götter die Bitten erhörten, bleibt ungewiss – doch plötzlich erlosch das Feuer, und die riesige Senke füllte sich mit frischem Wasser, das von den Bergen in das Becken strömte. So entstand eines der einzigartigsten Naturwunder Sibiriens: der Baikalsee.

Der Baikalsee in Zahlen und Fakten
Und nun einige Informationen, die einen allgemeinen Überblick über die geografische Lage und die wichtigsten Parameter des Baikalsees geben.
Lage, Größe und Tiefe
Der Baikalsee liegt im asiatischen Teil der Russischen Föderation, an der Grenze zwischen der Republik Burjatien und der Region Irkutsk. Er erstreckt sich über eine Länge von 636 Kilometern, während seine Breite je nach Abschnitt zwischen 25 und 80 Kilometern variiert.
Die Republik Burjatien gilt als die „Hauptbesitzerin“ des Sees, da sich 60 % seiner Uferlinie – insgesamt rund 2.000 Kilometer – auf ihrem Gebiet befinden. Der nördlichste Punkt des Sees liegt in der Nähe der burjatischen Stadt Nischneangarsk. Von hier aus erstreckt sich der Baikalsee, der eine Fläche von 31.700 Quadratkilometern umfasst, in südwestlicher Richtung bis nach Irkutsk.
Mit seiner sichelförmigen Gestalt und relativ geringen Breite erinnert dieses gewaltige Süßwasserreservoir an eine Mondsichel, die in den ersten Tagen des Neumonds am Abendhimmel erscheint.
Der Baikalsee ist ein außergewöhnlich tiefes Gewässer. Wie in allen natürlichen Becken variiert die Tiefe seines Bodens je nach Region erheblich. Seine maximale Tiefe ist einer der Werte, mit denen der See selbst mit großen Meeren konkurrieren kann.
Die tiefste Stelle des Baikalsees wurde in den frühen 1980er-Jahren während einer wissenschaftlichen hydrologischen Expedition gemessen und beträgt 1.641 Meter. Im Jahr 2004 wurden im Rahmen eines internationalen Projekts zur Aktualisierung der Tiefenreliefkarten des Sees rund 1,3 Millionen Punkte des Seebodens untersucht. Dabei konnte dieser Maximalwert mithilfe moderner digitaler Technologien erneut bestätigt werden. Diese Entdeckung ermöglichte es, die tiefste Stelle auf Spezialkarten exakt zu verzeichnen und zu belegen, dass das Baikalbecken die tiefste kontinentale Senke der Erde bleibt.
Obwohl die durchschnittliche Tiefe des Sees „nur“ 0,74 Kilometer beträgt, übertrifft auch dieser Wert die Bodenhöhen vieler berühmter Seen weltweit bei weitem.
Volumen, Wassertemperatur und Eigenschaften, Zuflüsse und Abfluss
Statistisch gesehen beträgt das maximale Wasservolumen des Baikalsees beeindruckende 23,6 Tausend Kubikkilometer – eine gigantische Zahl, nicht wahr? Um sich diese enorme Wassermenge besser vorzustellen, helfen einige weitere Fakten:
- Der Baikalsee ist das volumenmäßig größte Süßwasserreservoir der Welt.
- Sein Becken speichert ein Fünftel der globalen Süßwasserreserven.
Trotz seiner Lage im Süden Sibiriens bleibt der tiefe See auch im Sommer kühl – die Wassertemperatur überschreitet selten +9 Grad Celsius. Nur im Bereich des „Kleinen Meeres“, einer Region mit zahlreichen flachen Buchten, kann sich das Wasser an besonders warmen Sommertagen auf +15 bis +22 Grad erwärmen. Die durchschnittliche Jahrestemperatur des Wassers liegt jedoch bei nur 4 Grad Celsius.
Das Wasser des Baikalsees ist außergewöhnlich sauber und sauerstoffreich – um seine Reinheit ranken sich sogar Legenden. In der kalten Jahreszeit ist der Süßwassersee so klar, dass man die Bodenablagerungen noch in mehreren Dutzend Metern Tiefe erkennen kann. Zu dieser Zeit erreicht die Wassertransparenz ihr Maximum, und die Oberfläche des Baikalsees schimmert in einem faszinierenden Saphirblau. Im Sommer hingegen, wenn Mikroorganismen aktiver werden, nimmt die Transparenz merklich ab. Dann verändert sich auch die Farbe des Wassers – der kühle, tiefblaue Ton vermischt sich mit sanften Grüntönen.
Die tiefe Senke des Baikalsees nimmt über 330 ständige Zuflüsse auf – darunter Flüsse, Bäche und kleine Wasserläufe. Doch der See hat nur einen einzigen Abfluss, dieser jedoch ist umso gewaltiger: die Angara, einer der größten Flüsse Sibiriens.
Ihr Ursprung liegt am südwestlichen Ende des Baikalsees. Von dort fließt sie durch Irkutsk und trägt ihr Wasser weiter durch das weite Land Sibiriens, bis sie schließlich in den mächtigen Jenissei mündet.

Klima
In Südostsibirien herrscht ein kontinentales Klima, doch der Baikalsee mit seiner gewaltigen Wasserfläche und den umliegenden Wäldern schafft seine eigenen klimatischen Bedingungen. Im Winter sind die Temperaturen in der Umgebung des Sees spürbar milder als im restlichen Teil der Region, während es im Sommer deutlich kühler bleibt. Der Temperaturunterschied kann bis zu 10 Grad betragen. Der Frühling lässt einige Wochen auf sich warten, während der Herbst oft nur ungern dem Winter weicht.
In den Wintermonaten liegen die Durchschnittstemperaturen bei etwa -20 bis -25 Grad Celsius. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Becken des Baikalsees die während des Jahres gespeicherte Wärme langsam abgibt und so das Klima der Küstenregionen mildert. Die maximale Erwärmung der Luft im Juli und August erreicht +20 bis +23 Grad, doch selbst dann bleiben die Nächte herbstlich kühl.
Dichter Nebel ist ein typisches Wetterphänomen am Baikalsee, besonders in der Hochsommerzeit. Wenn sich die warme Luft über dem Wasser sammelt, breitet sich eine dichte Nebelschicht über die gesamte Seebeckenfläche aus. Bei windstillem Wetter kann sich dieser Nebel für mehrere Stunden halten und bis zu einer Höhe von 150 Metern aufsteigen.
Der Baikalsee ist außerdem für seine außergewöhnlich hohe Anzahl an Sonnentagen bekannt. Selbst die Ferienorte am Schwarzen Meer könnten die Sonnenscheindauer von bis zu 2.500 Stunden im Jahr beneiden. Besonders auf der Insel Olchon scheint die Sonne insgesamt mehr als zehn Monate im Jahr.
Die Winde des Baikalsees
Es ist absolut richtig, dass die Winde eine entscheidende Rolle bei der Klimabildung am Baikalsee spielen. Sie bestimmen das Wettergeschehen so stark, dass sie im Laufe der Zeit sogar eigene Namen erhalten haben:
- Der "Verchowik" – ein kalter Wind, der über mehrere Tage hinweg von Norden nach Süden entlang des Sees weht. Obwohl er ohne plötzliche Böen auftritt, kann er gewaltige, meterhohe Wellen auf dem Wasser aufpeitschen.
- Der "Bargusin" – benannt nach dem gleichnamigen Tal, aus dem er kommt. Er weht stetig, aber nicht so lange wie der Verchowik. Nach seinem Abflauen stellt sich meist langanhaltendes sonniges Wetter ein.
- Der "Kultuk" – trägt den Namen einer nahegelegenen Siedlung und bringt schlechtes Wetter mit sich, während er das Wasser des Sees in Unruhe versetzt.
- Die "Gornaja" – ein böiger und unberechenbarer Wind, der besonders in der Mitte und am Ende des Herbstes auftritt. Plötzlich bricht er von den Berggipfeln herab und erreicht rasch große Stärke.
- Die "Sarma" – der stärkste und gefährlichste aller Baikalwinde. Er fegt nahezu in Orkanstärke aus dem Tal des gleichnamigen Flusses heran. Seine enorme Kraft entsteht durch die schmale Felsöffnung am Talausgang, durch die er sich mit gewaltigem Druck hindurchpresst.
Die Einheimischen haben über Generationen hinweg gelernt, die Anzeichen für das Nahen dieser Winde zu deuten, sodass sie ihre Auswirkungen auf Mensch und Natur so weit wie möglich minimieren können.

Inseln, Halbinseln und Siedlungen
Im Baikalsee gibt es Dutzende von Inseln, von denen sich die meisten im Gebiet des „Kleinen Meeres“ zwischen der Insel Olchon und dem westlichen Ufer befinden. Olchon ist die größte und zugleich bewohnte Insel des Sees. Hier leben fast 2.000 Menschen. Auf einer Fläche von 700 Quadratkilometern befinden sich neun Siedlungen, die zusammen einen eigenständigen Verwaltungsbezirk bilden.
Unweit von Olchon liegt die Insel Ogoi, die als Nistplatz für Silbermöwen bekannt ist. Nördlich von Olchon, mitten im Baikalsee, bildet eine Gruppe von vier Inseln den Archipel der Uškanji-Inseln – das unangefochtene Reich der Baikalrobben (Nerpa).
Entlang der Ostküste des Sees, insbesondere in der Čivyrkuj-Bucht, gibt es viele kleinere Inseln. Dort befindet sich auch die größte Halbinsel des Baikalsees – Swjatoj Nos („Heilige Nase“).
Im südwestlichen Teil des Sees, nahe der Quelle der Angara, gibt es eine ganze Reihe von kleinen Halbinseln und Landzungen, darunter Baklanij, Tolstyj, Schamanka und Zobuska.
Entlang der Ufer des Sees liegen mehrere Dutzend Städte, Dörfer und Siedlungen. Die größten Orte im Norden sind Nischneangarsk und Sewerobaikalsk. An der südlichen Küste befinden sich die Ortschaften Listwjanka, Sljudjanka, Kultuk, Baikalsk und Murino.
Flora und Fauna
Tormentille, der dreizackige Dornstrauch und der Zunduk-Klee. Auch Süßwasserschwämme, die in großen Tiefen leben, sind am Baikalsee zu finden – etwas, das in keinem anderen See der Welt vorkommt. Die Ufer des Sees sind mit Preiselbeerensträuchern bedeckt, und in den Felsen wachsen Rhododendren.
Die Baumflora des Baikals umfasst sowohl Nadel- als auch Laubwälder: Tannen- und Zedernwälder sowie Eichen- und Hainbuchenwälder. Auf den südlichen Terrassen kann man Blautannen sehen, und der reliktische Tannenwald wächst sogar auf Olchon.
Der tiefe Süßwassersee wimmelt geradezu von Lebewesen, was durch den hohen Sauerstoffgehalt in den Gewässern begünstigt wird. Es gibt etwa drei Dutzend endemische Fischarten (59% aller Fischarten im See), ganz zu schweigen von verschiedenen Krebstieren und Würmern, die die Hauptbiomasse des Sees ausmachen. Jedes dieser endemischen Tiere ist auf seine Weise faszinierend. Ein Beispiel ist der Baikal-Epischura, ein Kleinkrebs, der bis zu 90% der Masse des Seeplanktons ausmacht. Er arbeitet unermüdlich und spielt eine wesentliche Rolle im natürlichen Kreislauf, indem er sowohl als Nahrungsquelle dient als auch das Wasser reinigt.
Für Angelfreunde bietet der Baikalsee ebenfalls viele Möglichkeiten: Der See beherbergt eine große Anzahl an wirtschaftlich genutzten Fischarten. Doch die interessanteste Art ist der endemische Baikal-Drückerfisch (Golomjanka), der keine Eier legt, sondern lebende Jungfische zur Welt bringt.
Der einzige Vertreter der Säugetiere im Baikalsee ist die Baikal-Nerpa, eine Art von Robbe. Niemand weiß genau, wie dieses Meeresraubtier in den Süßwassersee gelangte. Es wird jedoch vermutet, dass die Nerpa bereits während der Eiszeit hierher kam, von der Küste des Arktischen Ozeans über den Jenissei und die Angara. Es ist schwer zu sagen, wie viele Nerpen heute im Baikalsee leben, aber man schätzt, dass ihre Zahl bei rund 75.000 bis 100.000 Tieren liegt. Ein besonders großes Vorkommen dieser Tiere findet man an den Ufern der Ushkanji-Inseln, wo die Tiere zum Ausruhen anlanden.

Das Eis des Baikalsees
Das Eis – das spektakulärste Wahrzeichen des Baikalsees, über das man viel und lange sprechen kann, mit einem Hauch von Begeisterung und bewunderten Epitheten, die es durchaus verdient. Unter den Fotos des winterlichen Baikalsees, die von Touristen bei ihren Reisen durch die Region gemacht werden, sticht das Bild des meterhohen Baikalsee-Eises immer am meisten hervor, wenn es um die Zahl der schönen Aufnahmen geht. Wenn die Kälte einsetzt, sind es die Uferbuchten, die zuerst „kapitulieren“, und schon im Oktober bildet sich hier eine Eisschicht auf dem Wasser. Wenn der tiefe See schließlich vollständig zufriert (wie die Einheimischen sagen – er „steht“), und das geschieht meist mitten im Winter, verwandelt er sich in eine riesige, atemberaubend dunkelblaue Eisbahn. Die Eisdecke bleibt im Durchschnitt für vier Monate bestehen – von Januar bis Ende April.
Durch das vereiste, legendär klare Wasser ist der Grund des Sees sichtbar, was die Illusion eines dünnen und zerbrechlichen Glases erzeugt, auf das man nur treten muss, damit es sofort zerbricht und man hindurchfällt. Daher gehen Touristen, die zum ersten Mal auf das Baikalsee-Eis treten, vorsichtig und zurückhaltend. Doch genau dieses Eis, das durchsichtig blaue, gilt als das sicherste. Bis Februar erreicht die Eisdicke ihren Höhepunkt von 1-2 Metern, und auf der Eisdecke kann man sich nicht nur zu Fuß oder auf Schlittschuhen, sondern auch mit Autos problemlos bewegen. In der Hochphase des Gefrierens landen sogar Hubschrauber auf den Eisschichten, was die Gäste des Baikalsees mit Begeisterung nutzen.
In den tiefsten Wintermonaten ist die Wanderung über den Baikalsee zu Fuß bei Touristen sehr beliebt. Aber manchmal kann der fröhliche Spaziergang auf unerwartete Weise unterbrochen werden. Obwohl die Eisdicke enorm ist, „atmet“ das Baikalsee-Eis und bewegt sich, wenn sich Risse bilden. Diese Spalten entstehen durch die Kompression und Ausdehnung der Eisschicht. Wenn der Riss nicht zu groß ist, kann man ihn problemlos überqueren, aber wenn er beträchtlich ist, muss man umkehren. Allerdings können sich auch mehrere Meter breite Risse schnell wieder schließen, direkt vor den Augen der staunenden Touristen. Es kommt darauf an, wie man Glück hat.
Der Monolith des Baikalsees-Eises erreicht in seiner Festigkeit den Wert von Stahl. Doch mit dem Einzug des Frühlings genügt oft nur eine kurze Periode der Tauwetter, um diese Festigkeit um ein Vielfaches zu verringern. Doch gerade in den Frühlingsmonaten kann man das beeindruckende Schauspiel der massiven Eisschollen und Eishügel beobachten, die sich durch die Bewegung des Eises bilden. Die durchschnittliche Höhe dieser Eismassen erreicht dabei oft die eines zweigeschossigen Hauses. Noch faszinierender ist das Phänomen des „Nadel-Eises“, wenn der schmelzende Baikalsee-Eis sich in tausende scharfe Eiskristalle von bis zu einem halben Meter Länge auflöst, an denen man sich leicht schneiden kann.
Vom höchsten Punkt aus betrachtet, bietet der See einen atemberaubenden Anblick: Die transparente, tiefblaue Farbe, durchzogen von kleinen Blasen, wird von unzähligen weißen Streifen durchzogen – als ob jemand mit einem scharfen Schlittschuh kunstvolle Figuren und Pirouetten in das Eis gezeichnet hätte. Ebenso beeindruckend sind die Uferfelsen, wenn der eisige Wind die letzten Tropfen des noch nicht gefrorenen Seewassers auf sie sprüht. Diese Spritzer verwandeln sich vor den Augen der Betrachter in skulpturartige Gebilde verschiedenster Formen, die die Klippen in mehrere Meter hohe Eishöhlen mit einem Berg von Eiszapfen verwandeln. Diese Szenerie erschafft unvergessliche, fast arktisch anmutende Bilder.

Die Geheimnisse des Baikalsees
Esoteriker glauben, dass in jedem Gewässer ein eigener Geist wohnt, und in einem so großflächigen und majestätischen wie dem Baikalsee erst recht. Der See ist von jeher von verschiedenen Legenden und Geheimnissen umwoben. Ein besonders faszinierendes Geheimnis betrifft das Verschwinden des Goldes des Russischen Imperiums, das eng mit dem Baikalsee verbunden ist. Es heißt, die Spuren der von Koltschaks Truppen geraubten Schätze verlieren sich in Irkutsk. Danach bleibt nur noch zu spekulieren, wohin sie verschwanden. Einer Legende nach wird das Gold in den Tiefen des Seegrundes aufbewahrt, und die Schätze warten seit mehr als hundert Jahren auf ihre Stunde. Eine andere Theorie besagt, dass Koltschak die Schätze in den Höhlen der Baikalgebirge versteckt hat. Manche behaupten sogar, dass die Geschichte um den Baikalsee von dem Admiral nur zu Ablenkung erzählt wurde, während das Gold viel weiter, bis in die Berge des Altai, transportiert wurde. Eines Tages wird dieses Geheimnis gelüftet, aber bis dahin hütet die Natur es sorgfältig.
Umhüllt von mystischer Aura ist auch die wunderschöne Insel Olchon. In der Nähe des Ufers dieser friedlichen und sonnigen Insel bildet sich mehrmals im Jahr ein besonders starker Strudel, den die Einheimischen als „Teufelswirbel“ bezeichnen. Dieser Strudel entsteht spontan, das Wasser färbt sich in ein dunkles Violett, und aus der Tiefe dringen seltsame Geräusche und Stimmen. Eben hier, nicht weit von Olchon, können in den nebligen Perioden des Jahres auch noch ein weiteres baikalisches Phänomen beobachtet werden – die mirageartigen Erscheinungen. Über den Inseln von Olchon und den Uschkanji-Inseln kann man im nebligen Himmel nicht nur Menschen oder Tiere sehen, sondern ganze Szenen und Bilder, die sich entfalten. Einmal bildete sich über dem See eine besonders faszinierende Mirage – eine märchenhafte Stadt mit prächtigen Häusern und goldenen Kuppeln. Die Bewohner des Baikalsees verfolgten erstaunt, wie diese Stadt von einem Unglück heimgesucht wurde: Dächer fielen von den Häusern, Gebäude stürzten vor den Augen der Zuschauer ein. Und zu Beginn des letzten Jahrhunderts erschien über dem Baikalsee ein Schiffsgefecht. Später stellte sich heraus, dass es sich um die Zeit handelte, als der legendäre Kreuzer „Waryag“ in einer Schlacht gegen den Feind kämpfte.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts ereignete sich am Baikalsee eine seltsame Geschichte. Ein Karawanenzug von Wagen, beladen mit Silber, machte sich aus einem nahegelegenen Dorf auf den Weg zu einem Handelsmarkt. Es war tiefster Winter, doch plötzlich brach der ein Meter dicke Eisbelag, und der erste Wagen versank im See. Die restlichen Kutscher, von Angst ergriffen, kehrten hastig um und fuhren zurück. Im Frühling wurde der Wagen geborgen, aber vom Silber war keinerlei Spur mehr zu finden. Darüber hinaus haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die Gewässer des Baikalsees Licht ausstrahlen, das für das menschliche Auge unsichtbar ist. Messgeräte zeigen, dass dieses Licht ziemlich intensiv ist, aber die Ursache bleibt weiterhin ein Rätsel.
Und auf dem Wintereis des Sees wurden einst dunkle Ringe entdeckt, deren Durchmesser mehrere Kilometer betrug. Ihr Ursprung ist nach wie vor unbekannt. Zum ersten Mal wurden diese Ringe in Satellitenaufnahmen gegen Ende des letzten Jahrhunderts gesichtet. Seitdem erscheinen sie regelmäßig, jedoch in anderen Bereichen des Gewässers.
Die Tatsache, dass es mit den geheimnisvollen Geschichten des Baikalsees so viele Touristen anzieht, lässt sich leicht erklären, wenn man bedenkt, wie sie immer wieder an Orte reisen, die mit alten Legenden verbunden sind.

Tourismus am Baikalsee: Wo man Urlaub machen und wie man anreisen kann
Der Baikalsee war schon immer ein Magnet für Touristen. Mit jedem Jahr wächst das Interesse an diesem tiefsten Süßwassersee der Welt: Es werden neue Routen erschlossen, die Qualität des Service verbessert und der Transport optimiert. Immer mehr Reisende überlegen, wie sie zum Baikalsee gelangen können und von welchen Punkten in Sibirien es am besten erreichbar ist, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu entdecken und die schönsten Orte des Sees zu erleben.
Informationen für Touristen
Eine Reise zum Baikalsee kann zu jeder Jahreszeit unternommen werden – jede Saison hat ihren eigenen Reiz. Der See ist für seine vielen sonnigen Tage bekannt, doch es wäre naiv zu glauben, dass man hier das Klima des Schwarzen Meeres vorfindet. Eine Reise zum Baikal ist ein wenig wie ein Glücksspiel: Selbst im Sommer kann man durchaus ein paar der seltenen regnerischen und trüben Tage erwischen. Wann der beste Zeitpunkt für einen Besuch ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zu Beginn des Winters ist der Tag sehr kurz, und die Küstenregion ist oft von Nebeln bedeckt. Der Februar ist die Zeit für die Liebhaber des Baikal-Eises. Gegen März, wenn die Eisdicke es erlaubt, Löcher zu bohren und die Fische gut beißen, kommen die Angler. Auch im Frühling zieht es viele zu den Eisgrotten und zu Ausflügen auf den Schlitten mit den speziellen „Bujers“.
Wer es eher warm mag, aber gleichzeitig keine Lust hat, sich mit großen Touristengruppen auseinanderzusetzen, sollte die zweite Maihälfte für den Baikal-Besuch wählen. In dieser Zeit kann man noch den „Eisgang“ erleben und sogar mit einem Boot zwischen den riesigen Eismassen fahren.
Viele möchten den berühmten meterhohen Baikal-Eis sehen und selbst die Dicke des Eises testen, doch im warmen Jahreszeit gibt es viel mehr Möglichkeiten, die landschaftlichen Sehenswürdigkeiten des Sees zu entdecken und unberührte Natur zu genießen. Eine Wanderung in den Wäldern des Baikals ist besonders im Hochsommer empfehlenswert, wenn der Boden vollständig getrocknet ist.
Vergessen Sie nicht, geeignete Ausrüstung mitzunehmen: Kopfbedeckungen, wasserdichte Schuhe, Membranbekleidung, Sonnenschutz und Insektenschutzmittel. An der Küste gibt es keine Mücken, aber in den dichten Laubwäldern können sie durchaus zahlreich sein. Wenn der nächste bewohnte Ort unerreichbar ist, sollten bei einem Spaziergang durch die Wälder auch einige andere nützliche Ausrüstungsgegenstände nicht fehlen:
- Stirnlampe,
- Ladegerät für elektronische Geräte,
- Salzaufladbare Wärmepackung,
- Kompass,
- Thermoskanne oder Thermobecher mit heißer Mahlzeit,
- Notrationen,
- Wasserreserve.
Und natürlich die Kamera, um die atemberaubenden Baikal-Landschaften sowie die Tiere, die Ihnen auf dem Weg begegnen, festzuhalten. In den Wäldern können Elche, Rehe, Vielfraße, Gämse, Marder und viele andere interessante Vertreter der Tierwelt leben.
Der südliche Teil des Sees ist gut erschlossen: Hier befinden sich die wichtigsten Erholungsgebiete, und hier beginnen die ausgedehnten Wander- und Touristenrouten. Im Sommer lässt sich die Küstenregion bequem mit dem Auto erreichen, und auf dem See verkehren regelmäßige Passagierboote. Wer jedoch vollständige Abgeschiedenheit und die unberührte Wildnis erleben möchte, kann in den nördlichen Teil des Sees fahren, wo sich tief in Naturschutzgebieten gelegene Orte befinden und nur sehr wenige Touristen anzutreffen sind.
Und was den Herbst betrifft… Es gibt eine besondere Art von Reisenden, die ausschließlich auf der Suche nach den faszinierenden Herbstwäldern sind, die in verschiedenen geografischen Regionen in leuchtendem Rot und Gold erstrahlen. Wer solch ein Schauspiel erleben möchte, sollte den Baikalsee in der zweiten Hälfte des Augusts und im September besuchen – dann ist es die beste Zeit für atemberaubende Herbstlandschaften.

Wo man am Baikalsee Urlaub machen kann
Die meisten Touristen, die zum Entspannen an den Baikalsee kommen, wählen Orte mit gut entwickelter Infrastruktur. Zeltlager mit Lagerfeuern und Gitarren sind nur für die hartgesottensten Reisenden gedacht. Ein ausgezeichneter Ort für einen Aufenthalt ist das Dorf Listwjanka. Hier lässt sich eine spannende Route rund um den Baikalsee planen, und man kann auch nach Irkutsk fahren, um die Sehenswürdigkeiten einer der größten Städte der Region zu entdecken. Ein beliebtes Ziel für Strandurlaub am Baikalsee ist die Küste des Kleinen Meeres, wo das Wasser und die Luft am stärksten erwärmt sind. Während der Sommerzeit, von Mitte Juni bis Mitte August, herrscht auf den Inseln des Kleinen Meeres meist wunderbares sonniges Wetter. Für die meisten Touristen, die sich einen sibirischen Sonnenbrand und Sommerangeln wünschen, beginnt der Urlaub hier. Auch die Insel Olchon mit ihren mystischen Kapellen, Felsen und Stränden wird nicht vernachlässigt.
Unter den Naturdenkmälern, die man auf einer Baikal-Reise besuchen kann, gehören:
- Die Felsen „Drei Brüder“ und der Schamanenstein, die nahe der Quelle der Angara und des Dorfes Listwjanka liegen und einen wunderschönen Ausblick auf die Südwestküste des Sees bieten.
- Die Sandbucht, wo erstaunliche „Stelzenbäume“ wachsen.
- Das Tunka-Tal mit einer sonnigen Sternwarte, Thermalbädern und einem buddhistischen Tempel.
- Die Ushkan-Inseln mit einer Kolonie von Baikal-Saigas.
- Das Kap Rytij mit seiner alten Wand aus keramischen Mauersteinen.
- Das Bargusin-Tal mit mineralischen Quellen und Felsenburgen, sowie viele weitere interessante Naturdenkmäler.

Wie man zum Baikalsee gelangt
In der Nähe des Baikalsees liegen zwei große russische Städte: Irkutsk und Ulan-Ude. Die Anreise mit dem Auto ist am schwierigsten – das zentrale Russland und seine großen Städte sind einfach zu weit von diesem legendären See entfernt, und die Strecke von Moskau nach Irkutsk umfasst beeindruckende 5300 Kilometer. Am bequemsten gelangt man zum Baikalsee jedoch mit dem Flugzeug. Es gibt Flüge nach Irkutsk aus vielen Städten, wobei die meisten Verbindungen aus Moskau kommen. Die Ticketpreise variieren je nach Saison. Vom Flughafen Irkutsk aus gelangt man mit einem Linienbus oder einem Minibus nach Listwjanka. Die Entfernung beträgt 61 Kilometer, und die Fahrt dauert etwas mehr als eine Stunde.
Die Möglichkeiten, direkt nach Ulan-Ude zu reisen, sind etwas begrenzter. Direkte Flüge in die Hauptstadt der Republik Burjatien gibt es nur aus Moskau und einigen Städten aus Sibirien und dem Fernen Osten. Von Ulan-Ude aus beträgt die Entfernung zum Dorf Gorjatschinsk an der Ostküste des Baikal-Sees 130 Kilometer. Reisende, die in den nördlichen Teil des Sees reisen, können nach ihrer Ankunft in der Irkutsker Region und der Republik Burjatien direkt zum Flughafen von Nischneangarsk fliegen.
Da die Transsibirische Eisenbahn die Küste des Baikal-Sees entlangführt und die Städte Sibiriens mit dem Fernen Osten verbindet, lässt sich der Baikalsee auch ganz einfach mit dem Zug erreichen.
Wählen Sie Ihre Reise, buchen Sie Ihre Tickets – der Baikalsee wartet auf Sie. Es spielt keine Rolle, ob Sie im Sommer oder Winter kommen – die Eindrücke werden immer lebendig und unvergesslich sein!