Um ihnen ganz nah zu kommen, führt der Weg auf die Halbinsel Kamtschatka, auf die Kurilen, in den Kaukasus oder in abgelegene Regionen wie Jakutien und Tuwa.
Etwa 30 % des riesigen russischen Territoriums sind von Gebirgen durchzogen. Inmitten dieser unwegsamen Landschaften ragen über 230 Vulkane in den Himmel – einige noch aktiv, andere längst erloschen, aber nicht minder eindrucksvoll.
Verbindet man auf der Landkarte die Standorte aktiver und erloschener Vulkane, entsteht ein Feuerbogen, der sich vom Kaukasus über Sibirien bis hin zur fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka zieht. Besonders hier, am „Ende der Welt“, ist die Dichte vulkanischer Erscheinungen einzigartig – nirgendwo sonst in Russland gibt es so viele Feuerberge wie auf Kamtschatka.
Seit 2010 wird diesen Naturgiganten auf Kamtschatka sogar ein eigener Feiertag gewidmet – ein Fest zu Ehren der Vulkane.
Die Halbinsel selbst ist ein Naturwunder für sich. Sechs ihrer geschützten Gebiete samt Vulkangruppen wurden 1996 in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes aufgenommen – unter dem treffenden Namen „Vulkane von Kamtschatka“.

Arten feuriger Berge
Tief unter der Erdoberfläche – dort, wo Russlands ruhende und erwachende Vulkane ihre Wurzeln haben – schlummert Magma: glühend heißes Gestein, das durch gewaltige Temperaturen geschmolzen wurde. Wenn sich zu viel Magma in sogenannten Magmakammern ansammelt, beginnt der Druck auf die Erdkruste zu steigen. Diese hält dem inneren Drängen nicht mehr stand – es entstehen Risse. Durch diese Risse schießt die bis zu 1000 °C heiße Lava an die Oberfläche, fließt den Berghang hinab, kühlt allmählich ab und erstarrt zu Gestein.
Die Art eines Vulkans wird maßgeblich durch den Aufbau seiner Förderkanäle bestimmt. Man unterscheidet hierbei zentrale und lineare Vulkangebilde.

Die Form, die ein Vulkan annimmt – ob aktiv oder erloschen – hängt vom chemischen und physikalischen Aufbau seiner Lava ab. Auf russischem Boden finden sich verschiedene Typen: Schildvulkane mit flachen Hängen, Schlackenkegel mit steilen, lose geschichteten Seiten, Schichtvulkane (Stratovulkane), Lavadome mit dicken, zähflüssigen Lavaströmen und komplexe Vulkane, die mehrere dieser Formen vereinen.
Auch die Art des Ausbruchs erlaubt eine Klassifizierung – sowohl in Russland als auch weltweit. Hierzu zählen: Hawaiianische Eruptionen (ruhige Lavaströme), Strombolianische Eruptionen (intermittierende Auswürfe), Plinianische Ausbrüche (explosiv und aschereich), Peleanische Ausbrüche (mit pyroklastischen Strömen), Gasexplosionen und submarine Vulkanausbrüche, die sich unter der Wasseroberfläche ereignen.
Nach ihrem Aktivitätsstatus lassen sich russische Vulkane in drei Gruppen einteilen:
- Aktive Vulkane, die innerhalb der letzten 10.000 Jahre ausgebrochen sind oder derzeit seismische Aktivität zeigen.
- Schlummernde Vulkane, die seit der letzten Eiszeit ruhen, aber jederzeit wieder erwachen könnten.
- Erloschene Vulkane, deren letzter Ausbruch viele Tausende oder gar Millionen Jahre zurückliegt – sie gelten als endgültig zur Ruhe gekommen.
Ob wild oder still – die russischen Vulkane tragen oft klangvolle Namen, inspiriert von der Landschaft, in der sie sich befinden, von Wissenschaftlern, die sie erforscht haben, oder von Helden und Gestalten aus Mythen und Erzählungen der indigenen Völker Russlands.

Aktive Vulkane Russlands
Obwohl viele der über 230 Vulkane Russlands längst erloschen sind, gelten derzeit zwölf von ihnen offiziell als aktiv. Die meisten dieser feuerspeienden Berge befinden sich auf der Halbinsel Kamtschatka – eine Region, in der die Erde noch lebt und brodelt.
Hier ein Überblick über die bedeutendsten aktiven Vulkane des Landes:
- Kljutschewskaja Sopka (Kamtschatka)
Mit einer Höhe von 4876,8 m ist er nicht nur der höchste Vulkan Russlands, sondern auch ganz Eurasiens. Sein geschätztes Alter beträgt etwa 8000 Jahre. In den letzten 270 Jahren wurde über 50 Ausbrüche verzeichnet – ein wahrer Gigant des Feuers.
- Korjakskaja Sopka (Kamtschatka)
3444,2 m hoch. Zuletzt brach er 2009 aus.
- Awatschinskaja Sopka (Kamtschatka)
2740 m, zeigte 2001 einen Lavastrom. Wegen seiner Nähe zur Stadt Petropawlowsk-Kamtschatski gilt er als besonders gut erforscht.
- Tjatja (Sachalin)
1818 m hoch, mit dem letzten dokumentierten Ausbruch im Jahr 1981. Seither stößt er regelmäßig Dampf aus – ein Zeichen andauernder Aktivität.
- Karymski (Kamtschatka)
1524 m, zuletzt 2010 mit einem explosiven Magmaausbruch aktiv.
- Schupanowski (Kamtschatka)
2956 m, das letzte große Lebenszeichen stammt aus dem Jahr 1959.
- Mutnowski (Kamtschatka)
2322 m, zeigte 2000 eindrucksvolle vulkanische Aktivität. Bekannt auch für seine geothermischen Felder und Fumarolen.
- Alaid (Kurilen, Region Sachalin)
2339 m, einer der aktivsten Vulkane der Kurilen. Letzte Eruption: 1996.
- Akademija Nauk (Kamtschatka)
Mit 1180 m eher niedrig, aber nicht zu unterschätzen – zuletzt 1996 mit sichtbarem Lavaaustritt.
- Besymjanny (Kamtschatka)
2882 m – sein Name bedeutet „Der Namenlose“. Seismische Aktivität wurde 2009 registriert.
- Sarytschew (Kurilen, Region Sachalin)
1493,5 m, spektakulärer Ausbruch zuletzt 2009, dessen Aschewolke sogar den internationalen Flugverkehr beeinflusste.
- Schiwelutsch (Kamtschatka)
3282 m, einer der ältesten und aktivsten Vulkane der Region. Letzte größere Aktivität: 1964 – aber seismisch ist er bis heute unruhig.

Schlafende Giganten
Obwohl viele der aktiven Vulkane Russlands weiterhin ihre Energie entfalten, finden sich auch inmitten dieser lebendigen Feuerberge zahlreiche erloschene Giganten. Diese Vulkanruinen sind in verschiedenen Regionen des Landes verstreut – im Kaukasus, auf der Krim, in der Báltischen Region, auf der Tschuktschen-Halbinsel und an vielen anderen abgelegenen Orten.
Die größten inaktiven Vulkane Russlands befinden sich vor allem im Fernen Osten, auf Sachalin, im Kaukasus, in den Sichote-Alin-Bergen und auf den Kurilen. Zu den bekanntesten und eindrucksvollsten gehören die Fünftausender wie der Elbrus, der als „Perle des Kaukasus“ gilt und mit seinen 5642 Metern die höchste Erhebung Russlands darstellt. Dieser Vulkan erwachte zuletzt im Jahr 50 n. Chr. zu Leben. Ein weiterer beeindruckender Vertreter der erloschenen Vulkane ist der Kaukasische Stratovulkan Kazbek. Mit seinen 5033 Metern ragt er über die Landschaft und hatte seinen letzten Ausbruch im Jahr 650 v. Chr..
Ebenfalls bemerkenswerte erloschene Vulkane sind Kamen, Itschinskaja Sopka, Korjakskaja Sopka, Kljutschewskaja Sopka, Gamtschen, Schupanowski und Ostry Tolbatschik – alle diese Vulkanberge übertreffen die 2000-Meter-Marke.
Doch nicht jeder Vulkan muss ein gigantischer „Feuerberg“ sein, um faszinierend zu wirken. Einige der kleineren Vulkane, die nur wenige Dutzend oder hundert Meter hoch sind, haben ebenso eine bemerkenswerte Geschichte zu erzählen. Ihre Krater sind über Millionen von Jahren durch Wasser und Wind abgetragen und verfallen, was ihnen das charakteristische Erscheinungsbild von alten Ruinen verleiht.
Die Hänge solcher kleineren Vulkane sind oft mit üppigen Wäldern und Wiesen bewachsen. Und an den Füßen dieser Berge haben sich Flüsse und Seen gebildet, die nicht nur die Natur, sondern auch die menschliche Siedlung begünstigen. In den verfallenen Kratern und den stillen Tälern haben sich im Laufe der Zeit Menschen niedergelassen, Dörfer und sogar Städte gebaut – die vulkanische Landschaft wird so zu einem faszinierenden Zusammenspiel von Natur und menschlicher Zivilisation.

Rekorde der Feurigen Berge
Die beeindruckendsten und visuell faszinierendsten Ausbrüche Russlands gehören dem Tolbatschik auf der Halbinsel Kamtschatka. Wenn dieser Vulkan aktiv wird, ergießen sich glühende Lavaflüsse den Berg hinab und bilden leuchtende „Feuerriver“, die das nächtliche Panorama in ein atemberaubendes Schauspiel verwandeln.
Doch der wahre „König der Vulkanlandschaften“ auf Kamtschatka ist die Awatschinskaja Sopka. Ihre majestätische Form ist unvergesslich. Vom Fuß bis zum Gipfel kann man die schneebedeckte Spitze, die üppigen Wälder am Fuße des Vulkans und die bizarren Felsen bewundern. Diese Szene stellt eines der schönsten und einzigartigsten Naturbilder dar, die es in Russland zu sehen gibt.
Ein weiterer beeindruckender Vulkan, der in puncto Schönheit sicherlich nicht zurücksteht, ist die Uson Caldera, die ebenfalls zur Liste der „natürlichen Schönheiten“ gehört. Diese Caldera entstand durch den gewaltigen Ausbruch einer einst gewaltigen Bergformation, die sich selbst zerstörte. Zurück blieb eine riesige Vertiefung mit einem Durchmesser von etwa 10 Kilometern. Heute ist diese Region ein wahres Naturparadies – voll von heilenden Schlammbädern, heißen Quellen, üppigen Wäldern und einem klaren See, in dem majestätische Schwäne ihre Bahnen ziehen.
Der Besymjanny-Vulkan, der am 30. März 1956 ausbrach, ist ebenfalls ein faszinierendes Beispiel für die unberechenbare Natur der Vulkane Russlands. Er verursachte einen sogenannten „gerichteten Ausbruch“, bei dem Asche bis in eine Höhe von 40 km aufstieg und ein riesiger Schlammstrom die Kamtschatka-Flüsse überschwemmte. Die Region um den Vulkan war von einem massiven Zerstörungsfeld betroffen – Bäume wurden auf einer Fläche von 500 km² zerstört. Heute gilt dieser Vulkan als einer der aktivsten der Welt, und sein letzter Ausbruch fand im Jahr 2019 statt, als er einen 15 km hohen Rauchpilz emittierte.
Im Krim-Gebirge befindet sich der berühmte Aju-Dag, auch als „Bärenberg“ bekannt. Diese markante Form, die an einen schlafenden Bären erinnert, war einst ein Vulkan, der seine Magma im Inneren sammelte. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Vulkanen in Russland wurde er nie ein aktiver oder erloschener Vulkan. Die Magma blieb gefangen und erstarrte, wodurch der Vulkan inaktiv wurde. Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass der „Bär“ seine feurige Vergangenheit nicht wieder aufnehmen wird.
Ein weiterer Vulkan, der als besonders unruhig gilt, ist der Karymski. Mit über 20 Ausbrüchen pro Jahrhundert zählt dieser Vulkan zu den aktivsten des Landes. Und nicht nur das – er weckt auch benachbarte, schlafende Vulkane aus ihrem Dornröschenschlaf und sorgt so für seismische Aktivität in der Region.
Die Kljutschewskaja Sopka, ebenfalls auf Kamtschatka, hat mehr als 700 Ausbrüche hinter sich und zählt zu den am häufigsten aktiven Vulkanen Russlands.
Dank moderner seismologischer Forschung haben Vulkanologen inzwischen Methoden entwickelt, um die Aktivität dieser Naturwunder zu überwachen und das Risiko von katastrophalen Ausbrüchen zu bewerten. Mit speziellen Skalen können sie die Gefährlichkeit und das Aktivitätsniveau eines Vulkans beurteilen, sodass sie in der Lage sind, Vorhersagen zu treffen und die Bevölkerung vor möglichen Gefahren zu warnen.

Geysire, Thermalquellen und andere Folgen vulkanischer Aktivität
Der Vulkanismus in Russland ist vor allem in Kamtschatka und im Fernen Osten zu beobachten. Diese Regionen beherbergen nicht nur die größte Konzentration an aktiven Vulkanen, sondern auch die intensivste seismische Aktivität des Landes. Hier brodelt der Erdmantel förmlich, und aus den Tiefen der Erde strömt nicht nur glühende Lava, sondern auch heiße Wasserströme und Dampf.
Nach einem Vulkanausbruch verwandeln sich die umliegenden Landschaften oft in ein geothermisches Wunderland. Geysire, thermische Quellen und malerische Seen entstehen in den Regionen rund um die Vulkane, was diesen Gebieten eine besondere Schönheit verleiht. Besonders eindrucksvoll ist das Geysir-Tal auf Kamtschatka, das einzige Geysirfeld in Eurasien und eines der größten der Welt. Diese geothermischen Phänomene bieten den Besuchern die Möglichkeit, mehrere faszinierende Naturwunder gleichzeitig zu erleben und dabei atemberaubende Landschaften zu genießen.

Extrem-Abenteuer
Touristen, die den faszinierenden Feuerriesen Russlands hautnah erleben möchten, begeben sich in die vulkanischen Aktivitätsgebiete des Landes. Je nach Vorbereitung und Abenteuerlust können Sie sich entweder bis zum Gipfel eines Vulkans hinaufwagen, gemütlich um den Fuße des Berges spazieren oder – für die Mutigsten – sogar in den Krater hinabsteigen. Besonders aufregend wird das Erlebnis für alle, die einen Hubschrauberflug über die rauchenden Vulkanlandschaften wagen – eine unvergessliche Aussicht auf die brodelnde Erde und die majestätischen Gipfel.
Möchten auch Sie diese Naturwunder mit eigenen Augen sehen? Auf „Big Country“ finden Sie einen vollständigen Katalog von Vulkan-Touren in Russland. Wählen Sie Ihr Abenteuer und machen Sie sich auf den Weg, um die gewaltige Kraft der Natur zu erleben!