Lage, Klima und Besonderheiten

Der Elbrus liegt im Herzen des Kaukasus an der Grenze zwischen Karatschai-Tscherkessien und Kabardino-Balkarien. Der Berg hat zwei Gipfel: den östlichen (5.621 Meter) und den westlichen (5.642 Meter). Die Höhe des Elbrus wird üblicherweise nach dem westlichen Gipfel angegeben. Beide Gipfel sind das ganze Jahr über von ewigem Schnee bedeckt, weshalb der Elbrus oft als „grauhaarig“ bezeichnet wird – ein Hinweis nicht nur auf seine schneeweiße Kappe, sondern auch auf sein beeindruckendes Alter. Der Name „Elbrus“ stammt vom türkischen Wort „Elburoz“, was „weißer Berg“ bedeutet.

Das Alter des Elbrus wird auf etwa 2 bis 3 Millionen Jahre geschätzt. Der schlafende Stratovulkan brach zuletzt vor mehr als zweitausend Jahren aus, weshalb der Berg heute vollständig für Freizeit-, Tourismus- und Sportaktivitäten erschlossen ist. Die Natur rund um den Elbrus ist so beeindruckend, dass hier seit vielen Jahren ein Nationalpark existiert, der das Ziel verfolgt, dieses einzigartige Gebiet zu bewahren und zu schützen.

Das Klima in der Region Elbrus ist von zyklischen Wechseln zwischen sonnigen und stürmischen Tagen geprägt und wird stark vom Gebirgsterrain beeinflusst. Die Sommer sind kühl und feucht, der Herbst beginnt früher als im Kalender, und ab Oktober liegt ab einer Höhe von 3.000 Metern bereits eine dicke Schneedecke. An der Südseite des Berges, entlang der Baksanschlucht, befinden sich zahlreiche Touristenunterkünfte, Campingplätze und Hotels. Eine asphaltierte Straße führt zur Azau-Wiese, dem Ausgangspunkt der Skilifte. Bergsteigen und Skifahren gehören zu den beliebtesten Aktivitäten für Besucher des Elbrus.

Der schneebedeckte Gipfel des Elbrus

Geschichte der Besteigungen des Elbrus

Lange Zeit galt der Elbrus als uneinnehmbar, obwohl bereits seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Versuche unternommen wurden, ihn zu erklimmen. Die einheimischen Bewohner, die jeden Stein in dieser Region kannten, wagten es aus Ehrfurcht vor dem heiligen Berg kaum, über die alpinen Wiesen hinauszugehen. Die erste erfolgreiche Besteigung des Elbrus wurde von einer Expedition unter der Leitung von General Georgi Emanuel durchgeführt. Im Hochsommer 1829 machte sich eine Gruppe von Teilnehmern auf den Weg, um den östlichen Gipfel des Elbrus von der Nordseite zu erklimmen. Obwohl der Marsch von einem Militärführer organisiert wurde, hatte die Expedition ausschließlich friedliche Ziele. Die Gruppe, die von der Russischen Akademie der Wissenschaften unterstützt wurde, setzte sich aus Menschen verschiedener Nationalitäten und Fachrichtungen zusammen. Letztendlich erreichte nur ein Mann den Gipfel – der Kabardiner Chilar Khashirov. Er markierte seine Ankunft mit drei Gewehrschüssen. Drei weitere Expeditionsteilnehmer überschritten die 5.000-Meter-Marke, während die anderen früher umkehren mussten.

Diese Besteigung wurde zu einem historischen Meilenstein im Alpinismus. Nach Abschluss der Expedition wurde General Emanuel zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt. Seitdem trägt eine Hochebene am Fluss Kyzylkol in 2.450 Metern Höhe seinen Namen. Auf dieser 1,5 × 2 Kilometer großen Fläche befindet sich heute ein Basislager mit der nötigen Bergsteigerausrüstung und komfortablen Übernachtungsmöglichkeiten.

Vierzig Jahre nach Emanuels Expedition versuchte eine britische Gruppe, den östlichen Gipfel von der Südseite aus zu besteigen. Ihr Leiter, Douglas Freshfield, Mitglied des Britischen Alpenclubs, bezeichnete den Kaukasus als die „große Leidenschaft seines Lebens“. Er war einer der ersten, die Bergexpeditionen außerhalb der Alpen bekannt machten. Mitte Juli 1868 bestiegen die Engländer mit Unterstützung balkarischer Führer den östlichen Gipfel von Süden. Dieser Weg gilt als einfacher als die Nordroute. Ermutigt durch ihren Erfolg, kehrten die Briten sechs Jahre später zurück und bestiegen auch den westlichen Gipfel des Elbrus. In den folgenden Jahrzehnten ging es beim Alpinismus nicht mehr nur um das Erreichen der Gipfel, sondern auch um Schnelligkeitsrekorde und neue Herausforderungen. Besteigungen wurden nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter durchgeführt, und neben Männern begannen auch Frauen, den Berg zu erklimmen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die erste beschleunigte Besteigung des westlichen Gipfels in nur acht Stunden durchgeführt, und später folgte die erste Ski-Expedition auf den majestätischen Berg.

Leider verliefen nicht alle Expeditionen zum Elbrus ohne Tragödien. Mitte der 1930er Jahre stürzten acht Bergsteiger beim Abstieg in eine Schlucht. Ein halbes Jahrhundert später starben unter ungeklärten Umständen fünf Mitglieder einer Moskauer Bergsteigergruppe, die den westlichen Gipfel erklimmen wollten. 1990 forderte schlechtes Wetter das Leben von sechs Bergsteigern, darunter zwei Ausländer. Zwei Jahre später stürzten zwei Kletterer aus St. Petersburg an einem vereisten Hang in den Tod. Die Zahl der verunglückten Alleingänger ist kaum zu überblicken. Dennoch lassen sich passionierte Bergsteiger von diesen Tragödien nicht abschrecken.

Mit der Jahrtausendwende wurden neue Rekorde bei der Besteigung des Elbrus aufgestellt. Moderne Technik, verbesserte Ausrüstung und eine ausgebaute Infrastruktur machten den Berg für eine breitere Gruppe von Menschen zugänglich. Fallschirmspringer und Paraglider wagen sich nun von den Gipfeln hinab. Selbst Rollstuhlfahrer und ältere Bergsteiger bezwingen den Elbrus. Jahr für Jahr wächst das Interesse an diesem Berg, und seine Geschichte wird um immer neue, faszinierende Kapitel erweitert.

Bergsteiger auf dem Gipfel des Elbrus

Routen zur Besteigung des Elbrus

Es gibt vier Hauptrouten, die zu den Gipfeln des Elbrus führen. Einige davon sind für Anfänger jedoch nicht zu empfehlen.

Besteigung von Süden

Die Südroute ist der klassische und am besten erschlossene Weg. Sie ist die ideale Wahl für diejenigen, die zum ersten Mal den Elbrus besteigen möchten. Bei durchschnittlicher Vorbereitung kann der Aufstieg in 7–8 Stunden bewältigt werden, während der Abstieg nur halb so lange dauert. Entlang der Route gibt es mehrere Raststationen, und der Weg führt über die Pastuchow-Felsen. Eine Seilbahn führt bis auf 4.055 Meter Höhe zum bekannten „Prijut 11“, sodass der Aufstieg von verschiedenen Punkten aus beginnen kann. Wer möchte, kann sich mit einer Schneeraupe bis zur 5.000-Meter-Marke fahren lassen – eine bequeme, aber weniger sportliche Option, die zudem die Akklimatisierung erschwert. Um sich an die Höhe zu gewöhnen, verbringen Anfänger die ersten Tage im Dorf Terskol, wo sie mehrmals auf eine Höhe von 3.000 Metern steigen und anschließend in ihre Unterkünfte zurückkehren.

Besteigung von Norden

Die Nordroute, auch als Emanuels Weg bekannt, ist anspruchsvoller und weniger komfortabel, bietet jedoch beeindruckende Landschaften. Es gibt keine Seilbahn, und bis vor Kurzem galt diese Route als unerschlossen und ungeeignet für Anfänger. Heute führt jedoch eine gut ausgebaute Straße bis zur Emanuel-Wiese, wo sich ein komfortables Basislager zur Akklimatisierung und Erholung befindet. Aufgrund der leichten Erreichbarkeit finden sich hier auch viele gewöhnliche Touristen, die aus Pjatigorsk anreisen, um die Natur zu genießen. Oberhalb der Wiese befindet sich das Dschily-Su-Plateau, auch als „deutscher Flugplatz“ bekannt. In 3.800 Metern Höhe steht die „Nordhütte“, die inmitten spektakulärer Naturlandschaften liegt. Von dort aus stehen den Bergsteigern zwei Optionen offen: der Aufstieg zum östlichen oder zum westlichen Gipfel. In den meisten Fällen wird die östliche Route gewählt.

Besteigung von Westen

Die Westroute ist für Anfänger nicht geeignet. Sie ist zwar die kürzeste, aber auch die schwierigste Route. Sie führt über riesige Gletscher, steile Felsen und bietet keinerlei befestigte Wege. Die Abgeschiedenheit und das Fehlen von Mobilfunkempfang erschweren es, im Notfall Hilfe zu leisten. Das erste Basislager liegt auf 3.500 Metern, das zweite weitere 700 Meter höher. Der Weg verläuft über Geröllhänge und spiegelglatte Eisflächen. Zudem ist das Wetter in diesem Bereich des Elbrus sehr wechselhaft und kann sich schnell und dramatisch verschlechtern. Die Westroute wurde erst 2007 offiziell erschlossen und wird nur von gut vorbereiteten Expeditionen begangen. Teilnehmer müssen eine ausgezeichnete körperliche Fitness und alpine Erfahrung mitbringen.

Besteigung von Osten

Die Ostroute ist die außergewöhnlichste Route zum Gipfel des Elbrus. Sie beginnt im gleichnamigen Dorf und führt durch die Schlucht Iryk-Tschat mit offenem Gletscher sowie über erkaltete Lavafelder. Der Weg ist klar und vorhersehbar, und gefährliche Naturphänomene kommen hier selten vor. Dennoch wird er nur selten genutzt, da es auf dieser Route keinen Mobilfunkempfang gibt und Rettungsteams hier nur selten unterwegs sind. Im Notfall kann es mehr als einen Tag dauern, bis Hilfe eintrifft. Dafür bietet diese Route eine unberührte Naturlandschaft ohne Seilbahnen oder Menschenmassen.

Traversierungen

In den letzten Jahren haben Traversierungen am Elbrus große Beliebtheit erlangt. Dabei erfolgt der Aufstieg auf einer Seite des Berges und der Abstieg auf der anderen. Diese Routen bieten die Möglichkeit, in einer einzigen Expedition deutlich mehr von der beeindruckenden Landschaft des Elbrus zu erleben. Am häufigsten wird die Traversierung von Süden nach Norden gewählt. Da der Aufstieg anspruchsvoller ist, erfolgt er meist über die komfortablere Südroute. Der Abstieg nimmt hingegen weniger Zeit in Anspruch und führt über den unberührten Nordhang mit atemberaubenden Bergpanoramen.

Eine Gruppe von Touristen macht einen Aufstieg vor dem Hintergrund des Berges Elbrus

Skigebiet Elbrus

Im Vorelbrus-Gebiet wurde Mitte des letzten Jahrhunderts die erste Sessellift-Seilbahn des Landes gebaut, wodurch das Skigebiet entstand. Die erste Seilbahn führte zum benachbarten Tscheget. Der Name dieses Berges bedeutet auf Balkarisch „im Schatten liegend“ und verweist auf die Dominanz des Elbrus. Dennoch steht Tscheget dem Elbrus als Wintersportzentrum in nichts nach – in mancher Hinsicht übertrifft er ihn sogar. Als in den späten 1960er-Jahren die erste Seilbahn Azaur – Krugosor am Elbrus eröffnet wurde, waren am Tscheget bereits zwei Lifte in Betrieb, und ein dritter folgte bald darauf.

Die erste Seilbahnlinie des Elbrus hatte eine Länge von 1,74 km. Sieben Jahre später wurde die zweite Sektion eröffnet, die sich über 1,8 km bis zur Station Mir erstreckte. Das Highlight war jedoch die ein Kilometer lange Sessellift-Seilbahn, die Skifahrer zur 3.800 Meter hoch gelegenen Station Gara-Baschi brachte. Diese drei Seilbahnen wurden von Sportlern und Skibegeisterten über vier Jahrzehnten lang genutzt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden zwei moderne Gondelbahnen parallel zu den alten Seilbahnen gebaut. Ende 2016 wurde schließlich die dritte Gondelbahn bis zur Station Gara-Baschi eröffnet, womit die Elbrus-Seilbahn zur zweithöchsten Seilbahn Europas wurde.

Die auf 2.350 Metern gelegene Azaur-Wiese ist das Zentrum des Skigebiets Elbrus. Hier begann die Geschichte der Skipisten, und die ersten Erholungsbasen entstanden. Heute bietet Azaur einen umfassenden Winterurlaub mit komfortablen Hotels, Trekking- und Reitausflügen, Skifahren und Snowboarden, Besuchen von Natursehenswürdigkeiten sowie zahlreichen weiteren Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten.

Skigebiet am Elbrus

Flora und Fauna

Mitte der 1980er-Jahre wurde im Vorelbrus-Gebiet der gleichnamige Nationalpark gegründet. In diesem einzigartigen Naturgebiet wechseln sich Täler und Felsen ab, während Nadelwälder in alpine Wiesen und Hochgebirgstundren mit endemischer und reliktärer Flora übergehen. Allein im Vorelbrus-Gebiet gibt es rund 3.000 Arten höherer Gefäßpflanzen, was etwa die Hälfte der gesamten Pflanzenvielfalt des Kaukasus ausmacht. Unter den endemischen Pflanzen befinden sich auch einige, die im Roten Buch aufgeführt sind. Besonders geschützt ist der Kaukasische Rhododendron – ein immergrüner Strauch mit doldenförmigen, schneeweißen Blüten.

Im Nationalpark leben Rehe, Bären, Marder und Graufrankoline. Über den Gipfeln kreisen Raubvögel wie Steinadler, Adler, Falken und Habichte. Hoch in den Bergen sind anmutige Gämsen anzutreffen, während in den kristallklaren Bergseen Bachforellen schwimmen. Der besondere Stolz des Vorelbrus-Gebiets ist der endemische Westkaukasische Tur, dessen Lebensraum aufgrund menschlicher Einflüsse jedes Jahr schrumpft.

Sehenswürdigkeiten am Elbrus

Die Naturschönheiten im Gebiet des Elbrus sind so vielfältig, dass eine einzige Reise kaum ausreicht, um all die beeindruckenden Orte zu entdecken. Dennoch sollte man so viel wie möglich sehen – dabei helfen organisierte Touren mit zahlreichen Trekkingrouten im Nationalpark.

Das Gebiet Dzhily-Su verbirgt zwischen den Felsen heilende heiße Quellen. Täglich reisen Hunderte von Touristen hierher, um das wohltuende Wasser zu genießen. Die Anreise ist bereits ein Erlebnis für sich – die Serpentinenstraße schlängelt sich durch malerische Klippen und tiefe Schluchten und bietet eine atemberaubende Aussicht auf den Elbrus. Neben den Quellen gibt es in der Schlucht mehrere Wasserfälle, darunter den 40 Meter hohen Sultan-Su, dessen kraftvoller, gleichmäßiger Strom aus einer Felsspalte herabstürzt.

Der Wasserfall „Mädchenhaar“ im Baksantal zählt zu den schönsten Wasserfällen Russlands. Die Breite des fächerartig von einem sanften Felsen herabfallenden Stroms erreicht 15 Meter. Kristallklare Wasserströme legen sich wie ein durchsichtiger Schleier über den Felsvorsprung und erinnern an das offene Haar einer jungen Bergbewohnerin. Dieses beeindruckende Naturschauspiel ist den besonders widerstandsfähigen Basaltgesteinen zu verdanken, die dem Wasser keinen Zentimeter ihrer Oberfläche preisgeben. Dadurch bleibt dem Wasser nichts anderes übrig, als sich effektvoll über die Steine zu ergießen – zur Freude der Besucher.

Die Blauen Seen, wie eine Perlenkette aus fünf schimmernden Tropfen, ziehen sich von den Bergen hinab ins Tal des Flusses Tscherek Balkarski. Die Karsttrichter wurden vor Jahrtausenden mit Wasser gefüllt. Vier der oberen Seen sind miteinander verbunden – die beiden Oberen Blauen Seen, das Geheime und das Trockene. Aus Letzterem ist das Wasser auf mysteriöse Weise verschwunden, sodass nur eine kleine, unwirklich blaue Pfütze am Grund der riesigen Senke zurückblieb. Der Untere Blaue See, der unter den Touristen am bekanntesten ist, liegt isoliert von den anderen. Hier gibt es aufgrund des hohen Schwefelwasserstoffgehalts keine Fische, und die Farbe des Wassers wechselt je nach Jahreszeit von Himmelblau bis Türkis.

Das Narzan-Tal mit zwei Dutzend Mineralquellen liegt in der Umgebung des Flusses Hasaut und erstreckt sich über einen Kilometer entlang des Flussbetts. Aufgrund des hohen Mineralstoffgehalts sprudelt das Wasser aus den Quellen kräftig hervor. Die größte Quelle gleicht einem brodelnden Kessel, obwohl die Wassertemperatur nicht über 9–10 Grad Celsius hinausgeht. Wegen des hohen Eisengehalts besitzt das Mineralwasser des Narzan-Tals eine besondere Farbe – es fließt in rostbraunen Bächen und färbt das Ufergras und die Steine rötlich.

Die Tscherkessische Schlucht ist ein halber Kilometer langer Canyon, in dem ein reißender Bergfluss zwischen steilen Felswänden tobt und schäumt. Die Schlucht beeindruckt mit ihrer gewaltigen Dimension und der unbändigen Kraft der Natur. Die Felswände sind so mächtig, dass der schmale Serpentinenweg am Fuß der Klippen kaum zu erkennen ist. Bis Ende des letzten Jahrhunderts, als ein Tunnel für Autos in den Felsen geschlagen wurde, war ein schmaler Fußpfad die einzige Verbindung des Dorfes Obere Balkaria mit der „Außenwelt“. Einst verlief hier die Seidenstraße, und im Dorf sind noch alte Grabkammern und ein 400 Jahre alter Wachturm der Adelsfamilie Abajew erhalten.

Die Tscherkessische Schlucht

Mythen und Legenden über den Elbrus

Wie viele uralte Berge ist der ehrwürdige Elbrus von zahlreichen Legenden umwoben. Über Jahrhunderte hinweg wurden Sagen geschaffen und von den kaukasischen Völkern von Generation zu Generation weitergegeben.

Elbrus, Kasbek und Maschuk

Eine der bekanntesten Legenden erzählt, wie der Elbrus entstanden ist. Vor langer Zeit lebten in dieser Gegend zwei tapfere Recken – Elbrus und Kasbek. Elbrus war der Ältere, Höhere und Weisere, und der temperamentvolle Kasbek lernte stets von ihm Geduld und Beherrschung. So lebten die beiden Helden – stark, geschickt und mutig, immer bereit, einander beizustehen.

Doch es geschah, was nicht geschehen durfte: Beide verliebten sich in dieselbe Frau. Unweit von ihnen lebte die junge, grünäugige Bergbewohnerin Maschuk, die mit ihrer Schönheit die Steppen und Täler erleuchtete wie der Morgenstern. Als die Recken erfuhren, dass ihre Herzen derselben Frau gehörten, überließen sie Maschuk die Entscheidung, wen sie heiraten wolle. Die Schöne lachte nur, und ihr perlendes Lachen hallte in der Bergluft wider.

Elbrus und Kasbek wurden traurig und entfremdeten sich unwillkürlich – als hätte sich eine unsichtbare Wand zwischen ihnen erhoben. Doch die Zeit verging, und eine Entscheidung musste getroffen werden. Der hitzköpfige Kasbek forderte Elbrus zum Duell heraus: Maschuk sollte dem Sieger gehören.

Bei Tagesanbruch verließen die Krieger mit gesenkten Säbeln das Lager und zogen ins Tal. Der weise Elbrus kämpfte nur halbherzig, doch Kasbeks Klinge blitzte immer heftiger in der Luft. Als Maschuk von dem Kampf erfuhr, eilte sie ins Tal – doch es war zu spät. Vor ihren Augen sah sie ein schreckliches Bild: Kasbek stand wie versteinert vor dem leblosen Körper Elbrus’ und hielt sich mit beiden Händen den Kopf.

Die unglückliche Schönheit weinte so sehr, dass ihr Klagen bis in den Himmel drang. Als der Allmächtige sah, was geschehen war, sprach er: „Ihr werdet die drei Gipfel des Kaukasus sein – schön und majestätisch, doch für immer durch Täler und Pässe getrennt.“

So entstand in der heutigen Kabardino-Balkarischen Republik der ehrwürdige Elbrus mit seiner zweigeteilten Spitze. An der Grenze zwischen Russland und Georgien ragt der stolze Kasbek empor, und in der Nähe von Pjatigorsk erhebt sich der Maschuk, dessen Gipfel im Sommer von smaragdgrünem Gras bedeckt ist – genau wie die Augen der jungen Maschuk einst.

Elbrus und Noah

Über den zweigeteilten Gipfel des Elbrus gibt es eine weitere Legende. Die Balkaren und Kabardiner erzählen, dass der Elbrus seit der Erschaffung der Welt existiert, damals jedoch nur einen Gipfel hatte.

Als die Sintflut über die Erde hereinbrach, war der riesige Berg vollständig von Wasser umgeben, nur seine Spitze ragte unbeugsam aus den Fluten. Der erschöpfte Noah, der nach Zuflucht suchte, bat den erhabenen Berg um Schutz. Doch der Elbrus verweigerte ihm stumm die Zuflucht und hüllte sich in dichten Nebel.

Zornig setzte Noah seine Fahrt fort, und sein gewaltiges Schiff spaltete den Gipfel des Elbrus in zwei Teile. Beim Durchqueren der Felsspalte drehte sich Noah um und sprach: „Auf deinen Gipfeln wird ewige Kälte und Eis liegen, selbst wenn die ganze Welt von blühenden Wiesen und duftenden Rosen umgeben ist.“

Die Arche Noah fand schließlich auf dem gütigen Ararat Aufnahme, während der Elbrus seitdem mit seinen zwei eisbedeckten Gipfeln in den Himmel ragt.

Die Elbrus-Jungfrau und der Schwarze Bergsteiger

Und was wäre ein alter Berg ohne mystische Legenden, die erfahrene Kletterer in Berghütten erzählen – während sie schmunzelnd beobachten, wie sich Anfänger mit ängstlichem Blick tiefer in ihre warmen Schlafsäcke einkuscheln und sich von der Zelteingangstür fernhalten?

Da gibt es zum Beispiel die Geschichten von der Elbrus-Jungfrau und dem Schwarzen Bergsteiger.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam eine Gruppe von Touristen in ein Dorf am Fuße des Elbrus und suchte nach einem Bergführer. Doch die Männer waren gerade auf der Jagd, und so bot sich ein junger Hirte an, obwohl er nie weiter als bis zu den alpinen Weiden gezogen war.

Die alten Dorfbewohner rieten ihm ab, und auch seine Verlobte flehte ihn verzweifelt an, nicht zu gehen – doch er bestand darauf. Anfangs schien das Wetter stabil: Die Sonne schien hell, und die erste Hälfte des Weges verlief problemlos.

Doch dann zeigte sich die tückische Natur des Kaukasus: Innerhalb von Minuten drehte das Wetter um, ein eisiger Wind zog auf, dunkle Wolken verdunkelten den Himmel, und Schneeflocken begannen zu fallen. Die Touristen gerieten in Panik und kehrten um – alle bis auf den Hirten. Für ihn wäre eine Umkehr auf halber Strecke eine Schande gewesen.

Am nächsten Tag fand man ihn in einer Schlucht – er war von einer Klippe gestürzt.

Seine untröstliche Verlobte flehte den Himmel an, sie nicht von ihrem Geliebten zu trennen, und der Allmächtige verwandelte sie in einen Berggeist. Seitdem rächt sich die Elbrus-Jungfrau für den Tod ihres Geliebten – sie lockt Bergsteiger von den sicheren Wegen ab und führt sie in den Abgrund.

Doch es gibt einige, die ihrem Fluch entkommen konnten. Sie erzählen, dass die Elbrus-Jungfrau völlig nackt und barfuß durch die Berge wandert. Ihr schneeweißes Haar und ihr Körper sind von einem silbernen, durchscheinenden Schleier bedeckt. Ihre Finger sind zu metallenen Kletterhaken geworden, und in ihren riesigen braunen Augen liegt eine Eiseskälte, die die Seele erstarren lässt.

Noch stärker glauben die Menschen an den Schwarzen Bergsteiger. In Berghütten lassen Kletterer ihm oft Essen zurück – denn einer Version nach ist er der Geist eines verirrten und verstorbenen Bergsteigers.

Gekleidet in einen schwarzen Overall, taucht er oft an Zeltlagern auf, stets auf der Suche nach einem Stück Brot. Viele halten ihn für einen freundlichen Geist, der Verirrten hilft.

Doch es gibt auch eine weniger romantische Version seiner Geschichte. Einige glauben, er sei der Geist eines Bergsteigers, der von seinem besten Freund verraten wurde.

In einem tödlichen Liebesdreieck schnitt der Rivale das Seil durch, um seinen Konkurrenten loszuwerden. Seitdem wandert der Schwarze Bergsteiger rastlos durch die Berge, auf der Suche nach seinem Mörder – und schaut in jede Hütte und jedes Zelt, um ihn zu finden.

Berg Elbrus bei Sonnenuntergang

Tipps für Touristen

Auch wenn Sie nicht vorhaben, die Gipfel des Elbrus zu erklimmen und stattdessen einfach durch die Schluchten wandern und die einzigartige Natur des Kaukasus genießen möchten, gibt es einige Dinge, die Sie unbedingt mitnehmen sollten:

Saisonales Wanderschuhwerk

Unabhängig von der Jahreszeit sollten Ihre Schuhe wasserdicht, robust und bequem sein, da Sie nicht auf asphaltierten Straßen oder gepflasterten Wegen unterwegs sein werden. Selbst in der warmen Jahreszeit müssen Sie durch feuchte Erde, in der Nähe von Seen und Wasserfällen sowie zu Gletschern wandern. Daher sind warme Wollsocken eine sinnvolle Ergänzung zu Ihren Wanderschuhen.

Wasserdichte Oberbekleidung und warme Kleidung

Das gilt auch für Ihre Kleidung. Selbst im Sommer sollten Sie neben bequemen Shorts und T-Shirts auch warme Sportanzüge, Pullover und Windjacken mit Kapuze mitnehmen – die Abende und Nächte auf dem Elbrus sind zu jeder Jahreszeit ziemlich kalt. Im Winter ist eine der Jahreszeit entsprechende Ausrüstung umso wichtiger, denn das Sprichwort „Dampf bricht keine Knochen“ bewahrheitet sich in den Bergen nur allzu oft.

Medikamente und Insektenschutzmittel

Es stimmt zwar, dass es in den Bergen kaum Mücken gibt, doch in der freien Natur können Sie auf andere, nicht minder lästige Insekten treffen. Eine gut ausgestattete Reiseapotheke sollte daher immer dabei sein. Sie sollte Insektenschutzmittel mit breitem Wirkungsspektrum, Antihistaminika, antiseptische und schmerzlindernde Mittel sowie blutstillende Medikamente, Watte, Verbände und Pflaster enthalten.

Landkarte und Kompass

Viele Menschen sind so an GPS-Navigation und digitale Karten gewöhnt, dass sie gar nicht mehr wissen, wie man sich ohne sie orientiert – und das kann fatal sein. In den Bergen gibt es oft keinen Mobilfunkempfang und kein Internet. Falls Sie ohne Führer unterwegs sind oder sich unerwartet von Ihrer Gruppe trennen, können eine klassische Landkarte und ein einfacher Kompass lebensrettend sein.

Und das Wichtigste:

Falls Sie doch die Gipfel des Elbrus erklimmen möchten, sind Trekkingtouren mit geringen Höhenunterschieden eine hervorragende Möglichkeit zur Akklimatisierung in der Berglandschaft.

Wie kommt man zum Elbrus?

Etwa 200 Kilometer trennen das Elbrus-Gebiet vom internationalen Drehkreuz „Mineralnyje Wody“, wo Flugzeuge der größten russischen Airlines regelmäßig landen. Noch näher liegt der Flughafen der Hauptstadt Kabardino-Balkariens, allerdings sind Flüge nach Naltschik seltener. Vom Flughafen aus kann man einen Transfer in die nahegelegenen Dörfer am Fuße des Elbrus buchen oder direkt zum Skigebiet fahren.

Von Naltschik aus verkehren Minibusse (Marschrutkas) nach Terskol und Tyrnyauz. Falls Sie es nicht eilig haben und lieber das gleichmäßige Rattern der Zugräder genießen möchten, können Sie die nächstgelegenen Städte (Naltschik, Pjatigorsk, Jessentuki, Mineralnyje Wody) auch mit dem Zug erreichen.

Planen Sie Ihre Reise zum Elbrus – zu neuen Orten und unvergesslichen Eindrücken! Träume werden wahr, und die schneebedeckte, zweigipfelige Spitze des Berges wird für immer die Herzen derjenigen berühren, die das Glück hatten, sie mit eigenen Augen zu sehen.